Wir schreiben das Jahr 2000, beamen uns zurück zum Jahrtausendwechsel in die Vergangenheit. Es ist April, sommerliches Frühjahr in Griechenland. Wie immer, blauer Himmel, Sonne, Mitte zwanzig Grad, moderate Winde. Ein Traum, die Ägäis. Dieses Blau, dieser Himmel, dieses Licht, die Inseln, Ankerfeeling, Buchten, Schwimmen, Santorini (Thira) und Kreta warten. Ein wahres Erlebnis steht uns bevor!

Ein Erlebnis mit dem Auto von Hannover nach Athen. Eine kleine Abwechslung. Statt mit dem Flieger über die Autobahnen an München vorbei durch Österreich, über den Brenner nach Italien. Die Minoan-Line macht es mgöglich. Von Venedig aus, heute von Triest aus, nach Patras. Weiter über die griechischen Landstraßen und Autobahnen nach Piräus. Die Fünf-Millionen-Metropole empfängt uns, wie immer, hektisch. Die Fahrt mit dem Auto von Priaüs nach Athen ist herrlich und abwechslungsreich. Es gibt links und rechts viel zu sehen. Rasen ist auf dieser Strecke eh nicht möglich. Die Drei-Stunden-Fahrt mit Stopp bei Mc Donalds vergeht wie im Flug. In Athen selbst finde ich mich komischer Weise trotz griechischem Chaos optimal zurecht. Und das seinerzeit ohne Navigation im Auto. Ein kleiner Kompas im Popo macht´s möglich. Piräus selbst, der Fährhafen von Piräus, der Hafen allgemein ist ein wirkliches MUSS – einmal im Leben mit dem Auto. Athen sowieso! Wir müssen in die Marina Alimnos – Kalamaki.

Die Törnplanung steht. Von Athen aus in ost-südöstliche Richtung zum Ankerplatz Kap Sounion an der südlichsten Spitze Attikas. Die Ruine des Tempels von Poseidon, dem Meeresgott besichtigen. Beeindruckend ist der Panoramablick auf die umliegenden Inseln der Ägäis. Bei südlichen Winden steht ordentlich Schwall vor der Küste. So auch damals. Die Hälfte der Mannschaft wird vor Anker seekrank. Oh man! Die Insel Kea ist das nächste Ziel auf unserem Törn nach Heraklion/Kreta. Die Inseln Kythnos, Serifos, Sifnos, Folegrandos und Thira (Santorini) folgen.

In Griechenland wird immer römisch-katholisch angelegt. Will sagen, vor Buganker rückwärts marsch und langsam an die Kaimauer und das Heck mit den Festmacher-Leinen fixieren. Und, ganz wichtig zu wissen, mindestens zwei Meter Abstand zum Anleger! Gaaaaanz wichtig! Wieso und warum? Erstens: Die Fähren kommen häufig ohne Rücksicht auf Verluste in die Häfen „gebrettert“. Schwall und Achterbahnfahrt sind vorprogrammiert. Das Heck permanent in Gefahr, an der Kaimauer immensen Schaden zu nehmen. Vom Ruderblatt et cetera nicht zu sprechen. Denn, die Kaimauern in den oftmals kleinen Häfen in Griechenland sind selten gerade. Unter der Wasserlinie verdicken sie sich oftmals und/oder stehen weit raus. Zweitens: Fallwinde und Meltemi. Von zehn Knoten auf 40 Knoten und mehr, alles innerhalb von Sekunden/Minuten. Je nach Lage der Inseln und Häfen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Ägäis mit zum anspruchsvollsten Revier weltweit gehört. Ist das Ionische Meer als Anfänger- und Fortgeschrittenen-Revier oftmals bezeichnet worden, gilt die Ägäis als Profi-Revier. Die Düsen-und Kappeffekte verlangen vorausschauendes Handeln. Auch die kleinen Häfen, wie zum Beispiel Hydra, erfordern Erfahrung und Geschick. „Hafenkino“ und „Ankersalat“, Chaos auf der einen Seite, Idylle, Atmosphäre, Einzigartigkeit andererseits. Dazu noch die Windverhältnisse. Trotz allem ist Griechenland, die gesamte Ägäis für mich und Nicole das Traumrevier in Europa. Außerhalb Europas kann ich mir kein Urteil erlauben – waren wir noch nicht.

Wenn ich an dieser Stelle eine kleine Bewertung der Segelreviere vornehme, mache ich weiter. Also, die Nr. 1 mit Vorsprung die Ägäis, an Nr. 2 Kroatien, an Nr. 3 der gesamte Ostseeraum bei uns vor der Haustür. Gesamt Holland, Frankreich und Südengland als Einheit kommen kurz danach.

Dabei ist die Ägäis ganz einfach zu segeln. Vorausschauende Planung, Gelassenheit, etwas Übung und erste Erfahrungen, immer schön von Athen aus im Uhrzeigersinn rein in die Ägäis und dann von Insel zu Insel. An der Ostseite des Pelleponnes wieder zurück zum Festland. Ein Traum! Windtechnisch ebenfalls alles planbar. Ab etwa Mittag (11.00 Uhr bis 12.00 Uhr) setzt, wenn er kommt, der Meltemi ein. Fünf bis sechs Beaufort, manchmal sieben bis acht Beaufort. Betonen möchte ich aber auch, dass wir Jahre hatten, in denen wir 70 bis 80 Prozent unter Motor zurücklegen mussten.

Weiter geht es mit Teil 2 unserer Sturmfahrt nach Kreta in Kürze.

Entspannte Grüße
HJR