Auf geht´s zur Gironde-Mündung!

Manche Entscheidungen fallen schwer. Eine Entscheidung steht jedoch. Es geht zur Gironde-Mündung. Aber nicht flussaufwärts bis Bordeaux, sondern entweder nach Royan oder in die Marina einige Seemeilen südlicher, nach Port Medoc. Royan ist städtisch, die Ansteuerung schwieriger und nur bei Hochwasser und einigermaßen Wetter sicher. Bläst es mit über fünf Beaufort aus westlichen Richtungen, wird es unsicher und/oder sogar gefährlich. Nicht nur die der Flussmündung vorgelagerten Sandbänke, sondern auch die Zufahrt zum Hafen haben es bei Starkwind in sich. Als sehr gute Alternative bietet sich dann Port Medoc an.

Aber erst einmal verabschiedet uns La Rochelle mit einem halbstündigen, gewaltigen Feuerwerk am Abend mit Böller und Kanonenschlägen. Was für ein Spektakel. War wohl zum Ende des Musik-Festivals der krönende Abschluss. Aber NEIN, gestern war französischer Nationalfeiertag. Und dazu kommt, dass Frankreich Fußball-Weltmeister geworden ist. Ausnahmezustand! Der gesamte Himmel war erleuchtet und an Schlafen war nicht zu denken. Gut das wir hier in der Marina etwas außerhalb von der Altstadt lagen. Sonst wäre sicherlich Stress aufgekommen.

Mein Markteinkauf für die nächsten Tage ging auch erfolgreich zu meistern, so dass Jürgen und ich nicht hungern müssen und wir auch einen kulinarischen Törn vor uns haben. Hi,hi, wenn zwei Männer kochen!?

Um 9.30 Uhr war ablegen befohlen. Etwa zwei Stunden nach Hochwasser haben wir somit noch genügend Wasser unter unserem Kiel. Es geht für nicht Ortskundige unter den LesernInnen weiter gen Süden, immer entlang der französischen Biskaya-Küste mit Kurs etwa 160 Grad. Die Insel Ile D´Oleron lassen wir Backbord, also links. Wer denkt, die Biskaya sei an diesem Küstenabschnitt tief – schließlich sind wir ja im Atlantik – der täuscht sich. Meistens segeln wir so um die 10 bis 20 Meter-Linie, manchmal etwas tiefer, häufig jedoch nicht so tief. Erst die spanische Biskaya-Küste verspricht einen tieferen Atlantik. Ab Gijón und dann 30 Seemeilen von der Küste entfernt, messen wir über 4000 Meter Tiefe. Da streikt dann sogar das Echolot.

Das Wetter ist wieder bombastisch. Strahlend blauer Himmel, Sonne ohne Ende, nordwestliche Winde, also Rückenwind, der erste Segeltag des neuen Törnabschnittes beginnt wie erwartet.

Unterwegs diskutieren wir nochmals über unsere Tagesziel-Alternativen. Nehmen wir Royan mit cirka 18.000 Einwohnern, wo der Tourismus heute Wirtschaftsfaktor Nummer eins ist, oder gehen wir doch in die eher abgeschiedene Marina nach Port Medoc. Rein als Übernachtungshafen mit Hafen spezifischen Geschäften wie Restaurants, Imbissbuden, Souvenirgeschäften und so fort.

Der Wind frischt auf, die See nimmt zu und wir segeln etwas rollend in Richtung Port Medoc. Hier ist zwar in der großen Marina mit etwa 1.500 Liegeplätzen „Tote Hose“, aber wie auf einem „Ententeich“ super ruhig. Und nochmal eine kleine Aufmerksamkeit vor der Hafeneinfahrt. Ein Ankerlieger, der etwas größer ist als wir.

Da wir bis Bayonne drei lange Tages-Törns mit jeweils bis zu 90 Seemeilen vor uns haben, passt Port Medoc für eine geruhsame Nacht optimal. Denn morgen geht es die besagten knapp 90 Seemeilen nach Arcachon mit der sehr anspruchsvollen Ansteuerung Kap Ferret. Windet das morgen genau so wie heute, können wir das vergessen. Dann müssen wir die Nacht durchsegeln und direkt nach Bayonne. Aber, heute ist heute und morgen ist ein neuer Tag mit hoffentlich Schwachwind und moderater See.

Gute Nacht von Bord aus Port Medoc

HJR