Eine Begegnung der besonderen Art ist nach wie vor die Seeschifffahrtsstraße zwischen der Nord- und Ostsee – der Nordostseekanal

Ab durch die Mitte – die Begegnung der besonderen Art. Ich bin der Meinung, dass der NOK einmal an dieser Stelle gewürdigt werden muss. So oft sind wir in den letzten Jahren mitten durch Schleswig Holstein gefahren.

Viele schöne Erinnerungen, Erlebnisse und Begegnungen haben wir bezüglich unseren Passagen auf dieser wichtigen Wasserstraße zwischen Nord- und Ostsee, zwischen Brunbüttel und Kiel und/oder andersherum erleben dürfen. Schiffe gleiten augenscheinlich durch Wiesen, Radwanderer Seite an Seite mit Frachtern und Containerschiffen, Kreuzfahrtschiffe sowie Sportboote jedweder Art, Motorboote, Traditionssegler, Ruderer, Jollen und, und, und. Fast 100 Kilometer erstreckt sich diese, die bis 1948 Kaiser-Wilhelm Kanal hieß, entstandene künstlich angelegte Wasserstraße quer durch das nördlichste Bundesland. Am gesamten Ufer tummeln sch bei Sonnenschein, Wanderer, Angler, Radler, Camper und Sehleute der besonderen Art.

Im April wird der Kanal zur Märchenstraße. Die Kreuzfahrt-/Traumschiff-Saison beginnt. Bis Ende September passieren alljährlich mehr als 100 Luxusliner, manchmal mehrere an einem Tag. So wie auch heute. Die MS Hamburg kommt uns in der Weiche Dückerswisch entgegen. Majestätisch, zum Greifen nahe und doch unaufhaltsam gleitet sie mit maximal 7.5 Knoten durch den NOK. Von Bord blicken neugierig Passagiere auf Katen, Kühe, Rapsfelder, Kohlköpfe. Staunen und Wehmut und vielleicht auch ein wenig Neid bei den Sehleuten am Kanal. Die Wohnmobilisten parken tagelang an der „Kante“, um nichts zu verpassen. Die Schleusen, Brücken, Fähranleger, herrlich. Wir mittendrin statt nur dabei!

Von Fehmarn kommend geht es in die Kieler Förde – Kurs auf Kiel-Sailing City mit Ziel Schleuse Kiel Holtenau und rein in den NOK. Ab jetzt Motorfahrt mit 6,5 Knoten bei 1.600 Motor-Umdrehungen. Der NOK ist mit das artenreichsten Fischgewässer Deutschlands. Hering, Dorsch, Karpfen, Flunder, Meerforelle, Zander und Aale sowie sehr viele Angelruten entlang des Kanals.

Meine persönlich beliebteste Übernachtungsmöglichkeit ist der Flemhuder See, etwa eine Stunde westlich von Kiel. Das ausgewiesene Reede-Gebiet und die neuen Poller zum Ankern beziehungsweise Anlegen bieten exakte Bedingungen. Ruhe, Stille, vom Wald umsäumt. Hier lässt es sich gut schlummern.

Nächster Höhepunkt entlang des Kanals ist die Kanalstadt Rendsburg. Durch den NOK wurde die ehemals dänische Festung zum wichtigsten Seehafen im Binnenland. Und das imposante Wahrzeichen, die zweieinhalb Kilometer lange Eisenbahnbrücke mit der weltbekannten Schwebefähre. Rendsburgs Stadtbild ist durch ein harmonisches Miteinander von Moderne und Nostalgie, von liebevoll restaurierten Gebäuden und großzügigen Einkaufsmöglichkeiten geprägt. Rendsburg ist auch ein gutes Ziel, wenn das Schiff ins Winterlager geht. Kurze Wege, Bahnanschluss und eine nette City komplettieren das Angebot.

Kennen Sie die längste Bank der Welt? Sie steht am nördlichen Rendsburger Ufer des Kanals und lädt zum Verweilen und Schiffe schauen ein. Der Logenplatz für Radfahrer und Spaziergänger ist knapp 576 Meter lang. Leider war ich mit meinem Fotoapparat nicht schnell genug, um ein Foto zu machen. Beim nächsten Mal.

Es folgt das Industriedenkmal „Kettenfähre Fischerhütte“ Sehstedt ist auch zu nennen. Die Wasserstraße teilt das Dorf in zwei Hälften. Ein Teil des ursprünglichen Ortskerns und der alte Friedhof liegen unter Wasser. Eine Auto- und Personenfähre garantiert die Verbindung zwischen den südlichen bereichen mit Überresten des alten Dorfes und den nördlichen Teil mit dem gleichnamigen Gut mit Kirche, Kirchshof, Pastorat und Schule.

Der Luftkurort Albersdorf liegt unweit des Kanals idyllisch eingebettet in eine Landschaft aus Laub- und Nadelwäldern und vermoorten Niederungen. Gleich nebenan der Steinzeitpark Dithmarschen. Alle Lebensweisen und Handwerkstechniken aus der Steinzeit werden präsentiert. Ausprobieren und Mitmachen selbstverständlich.

Kiel-Kanal 1, Kiel-Kanal 2, Kiel-Kanal 3 und Kiel-Kanal 4 gegen permanent Lagemeldungen. Sehstedt, Breiholz, Oldenbüttel, Dückerswisch und so fort sind sogenannte Weichen, wo der Kanal verbreitert ist und sich die Schiffe begegnen können und dürfen. Jedoch nicht ohne Lotsenbegleitung und Genehmigung. Sie werden auf der Funke immer wieder genannt. Interessant ist auch, dass die dicken Pötte nicht schneller sind als wir. Zehn Hochbrücken überqueren den Kanal. Enten, Gänse, Schwäne, Kraniche und sonstiges Getier fühlen sich auch pudelwohl. Ein Autotunnel und ein Fußgängertunnel unterqueren den NOK bei Rendsburg.

Schließlich erreichen wir Brunsbüttel mit der Schleusenmeile. Viele Besucher und Touristen zieht Brunsbüttel magisch an. Das neue Schleuseninformationszentrum mit Schleusenführungen informiert gern jeden Interessierten allumfassend informativ. Der historische Teil von Brunsbüttel bildet den reizenden alten Ortskern.

Bevor sich nun langsam wieder für uns die Schleusentore gen Elbe öffnen noch kurz der Hinweis, dass der Neubau einer dritten großen Schleuse als Jahrhundert-Bauprojekt ansteht. Sie entsteht auf der sogenannten Schleuseninsel. Sie wird 14 Meter tief, 45 Meter breit und 360 Meter lang. 1,7 Millionen Kubikmeter Boden sollen bewegt werden. Etwa 115.000 Kubikmeter Stahlbeton sowie rund 25.000 Tonnen Spundwandstahl werden verbaut. Ende 2020 sollen die ersten Schiffe durch die neue Schleuse geschleust werden. 2021 soll dann der gesamte Bauabschluss erreicht sein. Veranschlagte Kosten für dieses Mammutprojekt betragen 540 Millionen Euro. Wenn das nur gut geht – der Berliner Flughafen lässt grüßen!? Aber, Brunsbüttel ist nicht Berlin!

Bis auf eine neue Passage der OCEAN Spirit, demnächst und immer wieder.

Tschüß NOK und bis bald…

Sonnige Grüße von Bord

HJR