Morgens, kurz vor 09.00 Uhr rört es, brummt, klappert es und die Bugstrahlschrauben pfeifen aus dem letzten Loch. Ein holländischer Holzfrachter kommt rückwärts das Fahrwasser in den Neustädter Stadthafen hinein. Gerade jetzt, wo wir los wollen. Wismar, Kühlungsborn oder eventuell auch Warnemünde ist das Ziel. Je nach Kurslinie etwa 35 bis 45 Seemeilen. Südwest 3, in Böen 4-5 wurde vorausgesagt. Da ist der „Kuschelkurs“ zweier alter Herren vorgezeichnet. Langfahrt-Feeling auf der Ostsee. Oder gehen wir doch erst nach Wismar? Volker möchte sich gern Rostock, Warnemünde, Kühlungsborn und unbedingt Wismar anschauen. Der direkt abgesteckte Kurs von 80 Grad geht nicht. Zu wenig Wind. Mindestens 7 Knoten müssen es für die Ocean Spirit schon sein. Dann noch Raumschot, da dümpeln wir ja nur. So steuern wir erst einmal 100 Grad in Richtung Wismar und warten unterwegs auf mehr Wind.

Nach zwei Stunden kommt er, der Wind. 3 bis 4, Windeinfall 120 bis 160 Grad. Kursänderung auf 70 Grad entlang der Mecklenburgischen Küste. Jeder von uns beiden hängt seinen Gedanken nach und pennt hin und wieder. 5 bis 10 Minuten-Schläfchen (50+ Ruhepausen). „Langfahrtstimmung“ kommt auf. Sonst nichts los auf der Ostsee. Ich lese Lene Neuhaus „Sommer der Wahrheit“ und schreibe diesen Törnbericht. Volker fühlt sich als Einhandsegler mit melancholischer Stimmung. Was er wohl grübelt?

Aus Süddeutschland kommend, zieht es ihn immer wieder in den Norden, ans Meer. Der Mensch soll auf seine innere Stimme hören! Nun ist es aber 12.00 Uhr – Zeit für ein feines Süppchen zum Mittag. Bei zwei Männern an Bord fehlt die Skipperfrau mit ihren Super-Kochkünsten! Na ja, verhungern werden wir nicht. Gestern in Travemünde gab es Lachsfrikadellen, geräucherte Lachsschnitte und Nudelsalat. Nachmittags einen Spezial-Milchkaffee mit Käsekuchen. Wir lassen es uns gut gehen.

Genau nach sechs Stunden und 42,8 Seemeilen geht es längsseits in die Marina in Kühlungsborn. Dann wollen wir mal erkunden. Dieses Mal muss Volker allein gehen. Ich kenne Kühlungsborn schon in- und auswendig. Ich widme mich wieder dem Lesen.

Gleicher Wind, anderer Tag, auf nach Rostock Stadthafen. Warnemünde muss bis abends warten. Etwa eine Stunde die Warnow hinauf – aus meiner Sicht kein MUß, aber der „Schwarzwälder“ möchte Rostock kennenlernen. Mittags in Rostock. Gemeinsames Mittagessen an Bord und kurzes Sightseeing für Volker, denn der Skipper fetzt sich mal wieder mit dem Hafenmeister. Vor zwei Jahren waren wir uns schon nicht grün. Motzt gleich rum, wieso wir uns nicht angemelet haben. Das hat schließlich vor dem Mittagessen zu geschehen. Quasi gleich nach Ankunft. Nach einem kurzen Wortwechsel zieht er wieder von Dannen und wir legen nach zweieinhalb Stunden Aufenthalt wieder ab. Warnemünde „Alter Strom“, wir kommen. Atmosphäre hoch zehn. Mit etwas Glück bekommen wir auch einen Liegeplatz und Hafenkino bis spät in den Abend. Dazu noch die ein- und auslaufenden Fähren, Containerschiffe und die AIDA MAR hinaus auf die Ostsee.

Sonnige Grüße von Bord

HJR

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