Perle im Atlantik – Besuch der ersten atlantischen Insel!

Auf geht es zur Insel, eine Nacht im Hafen von Pornichet reicht. Auch hier holt uns die nicht gerade rühmliche Vergangenheit der Deutschen ein. Aber, das ist eine andere Baustelle. Jedenfalls freuen wir uns, wieder einmal Inselfeeling zu genießen. Mal schauen, was die etwa 4.500 Insulaner so treiben.

Vor dreihundert Jahren gab es nur einen Naturhafen in Port Joinville. Erst in der Gegenwart wurde der Hafen umfangreich ausgebaut und beheimatet heute einen modernen Fischereihafen und einen für uns Yachties. Auch hier steht die Zeit nicht still. Die in der Vergangenheit wichtigste Einnahmequelle, der Fischfang, inklusiv der Verarbeitung, mit großen Fischfabriken und einer Fischauktionshalle gibt es nicht mehr. Die Haupteinnahmequelle der Insulaner ist heute, richtig, der Tourismus. Vor allem reiche Pariser besitzen ein Haus auf dieser kleinen Insel. In der Hochsaison befinden sich so etwa 35.000 Personen auf der Insel. Hinzu kommt noch der Yacht-Tourismus. Sogar einen Flughafen gibt es. Linienflüge nach Nantes innerhalb 30 Minuten und für etwa 105 Euro. Im Mittelalter hausten hier mal wieder die Mönche, und die englische Krone hatte irgendwann auch ihre Hände im Spiel. Also, nicht immer nur auf uns Deutsche schimpfen. Jedes Land soll erst einmal vor der eigenen Haustür kehren!

Heute ist „Kaffeesegeln“ angesagt. Wir schippern mit Schleichfahrt die 36 Seemeilen rüber zur Insel. Gutmütige 9 Knoten aus Nordost lassen uns so dahingleiten. An Bord ist alles super entspannt. Auf Kanal 9 funken wir vor der Einfahrt zum Hafen die Marina an. Wegen der Sicherheit. Hafenhandbuch, Seekarte und die elektronische Seekarte zeigen unterschiedliche Wassertiefen in der Zufahrt und im Hafen. Ich mag es gar nicht, wenn ich nicht zu mindestens dreiviertel Planungssicherheit habe. So erreichen wir um 16.00 Uhr Port Joinville, eineinhalb Stunden nach Hochwasser und alles läuft easy. Per Funk wurde uns ein Liegeplatz zugewiesen und der Hafenservice im Schlauchboot nimmt uns auch in Empfang. Dieser Service ist hier in Frankreich unschlagbar! Und, es ist wieder sehr warm – 33 Grad. Der erste Eindruck ist gut. Im Hafen geht es geschäftsmäßig zu. Fähranleger, Helikopter-Shuttelservice, Fähren laufen ein und aus, die Touris kommen und gehen. Nur die Marina auf der Backbordseite der Einfahrt ist ruhig, trotz der etwa 500 Liegeplätze. Hier bleiben wir bis Mittwoch, bevor es zu unserer letzten Urlaubsetappe nach La Rochelle geht.

Die Insel gefällt uns. Das Gefühl in Griechenland zu sein kommt langsam hoch, wenn wir durch die Gassen schlendern und uns einen ersten Überblick verschaffen. Die kleinen Straßen, die schmalen Wege, die weißen Häuser, die kleinen Vorgärten, die Vegetation und so fort erinnern uns übermäßig an die Inseln der Ägäis. Oder sind es die immer wieder aufkommenden Sehnsüchte zu den Göttern, nach den Inseln des östlichen Mittelmeeres und Kreta? Egal, wir schauen uns weiter um und füllen den Tag mit dem typischen Bordleben eines Fahrtenseglers.

Auch immer wieder inspirierend sind die wenigen, dafür netten und freundlichen zwischenmenschlichen Konversationen mit anderen Segler-Ehepaaren. Überraschender Weise liegen hier auf der Insel einige deutsche Yachten, die auch für einige Tage die Insel-Atmosphäre in sich aufnehmen möchten. Dem üblichen wohin, woher und so weiter folgt situativ ein etwas ausführlicherer Austausch mit Visitenkarten- und Kontaktdaten-Wechsel.

So, nun ab in die Hängematte, Buch vor die Nase und einfach nur leben…

Denn morgen um 6.00 Uhr ist Wecken befohlen. Wir laufen spätestens um 7.00 Uhr aus und setzen die Segel in Richtung La Rochelle.

Sonnige Grüße von Bord von der Insel

HJR & Family