Die Entscheidungsgewalt liegt allein beim Skipper

Schlaflose Nächte, frühe, wache Morgenstunden, Grübelphasen, Stimmungsschwankungen, „rumeiern“ hier und da, der Alterungsprozess schlägt voll durch. Was mit jungen Jahren eine Selbstverständlichkeit war, wird mit zunehmendem Alter anscheinend immer schwieriger. Normal, oder!? Schließlich ist der Herbst des Lebens eingetreten. Da fallen schon mal die Blätter. Fast jede einschneidende Entscheidung ist nahezu eine finale Entscheidung. Trennen wir uns von unserem „Schmuckstück“, forcieren wir die Veräußerung unserer Sunbeam oder (noch) nicht und warten noch ein wenig, ein wenig mehr, einige Jahre. Warten auf was? Die Weichen für die nächsten Jahre wollen gestellt werden.

Bei allem Positiven und der Begeisterung, ist die Motivation situativ ganz schön im Keller. Immer häufiger fällt es insbesondere mir sehr schwer, das berufliche und unternehmerische mit dem „Vergnügen“ zu verbinden. Neigt sich somit das über 20jährige Segeldasein dem Ende entgegen? Acht bis zehn Jahre der Verpflichtungen stehen noch auf der Agenda. Möchte ich diese „zwei Leben“ noch auf meinen Schultern tragen? Müssen wir uns Menschen nicht sowieso im Laufe des Lebens und insbesondere im letzten Drittel unserer Erdengeschichte nach und nach von Liebgewonnenem trennen? Mitnehmen können wir ja nichts! Ist die Fahrt ins Mittelmeer noch einmal ein letztes Aufbäumen, bis sich ein neuer Eigner findet? Fragen über Fragen, die mich hier unter Spaniens Sonne täglich begleiten. Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Verrückt, oder? Nur spüre ich, bewusst und unbewusst, dass ich mich verändere, mein Denken, Fühlen und Handeln „überarbeite“.

Was noch vor gar nicht langer Zeit normal war, ist es heute nicht mehr. Will/möchte ich das noch alles? Letztendlich ist die Entscheidung bereits getroffen. Da sitzt nur noch jemand im Ohr, flüstert still und leise. Denn, wenn Gedanken Taten sind, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann die Umsetzung erfolgt. Gilt es doch unwiderruflich die letzte Lebensphase gemeinsam mit der Familie zu planen.

Nun setze ich aber erst einmal die Segel und gehe raus auf den Atlantischen Ozean. Freue mich auf noch sommerliche Temperaturen, blauen Himmel, tiefblaues Meer und Sonnenschein. Da bin ich abgelenkt und die Synapsen kommen zur Ruhe.

Was spricht dagegen, nur noch Familienmensch zu sein, denn my Home is my Castle. Da ist schon wieder das/die nächste Problem/Herausforderung. Aber das ist eine andere Geschichte! Ich möchte ja einen besonders „geliebten Nachbarn“, der täglich ziemlich neugierig und interessiert meinen Blog verfolgt, nicht schlauer machen als nötig.

Diesbezüglich habe ich noch eine weise Empfehlung. Und das ganz öffentlich! Arsch an die Wand und nicht Schmarotzer spielen, und bis mittags auf Kosten der Steuerzahler in Bett liegen. Das gesamte Leben nur auf Kosten anderer verbringen ist zwar eine legitime Variante, bringt jedoch das Selbstbildnis gehörig ins Schwanken. Aber, aus einem Esel machen wir nun mal kein Rennpferd! Selbst eine normale, vernünftige Abstammung läuft manchmal ins Leere.

Weise Worte, oder?

„Die Sau musste an dieser Stell einfach raus!

Auf das Showdown freue ich mich schon heute. Denn der Tag kommt, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

 

Stürmische Grüße von Bord

HJR