Guten Morgen, die Sonne lacht, leichte Brise, der Nebel verschwunden, auf geht es zur Ria Muros. Mit mir starten noch drei weitere Yachten gen Süden. Bis zum Kap Tourinan blauer Himmel, dann wieder eine undurchdringliche Nebelwand. Scheiße, Augen zu und durch. Dank AIS (Automatisches Identifikations System) haben mich alle Schiffe in der Gegend (hoffentlich) auf dem Schirm. Null Sicht, Navigation nach Kompass und Kartenplotter. Mein Nebelhorn ist startklar. Die mit mir ausgelaufenen Schiffe sind hinter mir nicht mehr zu sehen. Nur die AIS-Signale empfange ich und habe somit die absolute Transparenz über Schiff, Kurs, Rufzeichen, Name et cetera. Das sei mal für die Nichtsegler unter den LesernInnen angemerkt.

Vor mir in sechs Seemeilen das Kap Finisterre. Der Atlantik zeigt sich von seiner guten Seite. Segeln kann ich mangels Wind nicht. Muss der Yanmar wieder ran. Etwa 20 Seemeilen westlich von mir verläuft die Hauptschifffahrtsstraße, das Verkehrstrennungsgebiet für die Berufsschifffahrt. Dort, wo die dicken Pötte von Nord nach Süd und umgekehrt verkehren.

Jetzt wünsche ich mir ein Radar. Das gibt eine zusätzliche Sicherheit. Vielleicht bringt es Sinn Finisterre MRCC auf Kanal 16 anzurufen, um Navigationshilfe zu erbitten. Die haben mich garantiert auf dem Radarschirm. Denn Geisterfahrer und Manöver im letzten Augenblick brauche ich nicht. Hatte ich im Juli kurz vor A Coruna. Die Geschichte erzähle ich später mal. Zumindest lukt die Sonne wieder etwas durch den Nebel. Schemenhaft. Dann hoffe ich mal, dass sie Kraft genug hat, um sich gegen diese Nebelwände durchzusetzen. Gemäß Wetterbericht soll es gegen Mittag so sein.

Gespenstisch, so allein auf dem Atlantik, spiegelglatt, kein Lüftchen und Nebel, Nebel, Nebel. Aber, es passieren noch Wunder. Die Bucht von Muros kommt in Sicht. Kursänderung auf Backbord und der Nebel verschwindet wie von Geisterhand. Blauer Himmel, die Sonne brennt und was für eine schöne Ria de Muros.

Muros, wieder ein Städtchen für mich. Die unter Denkmal stehende Altstadt, mit dem Charme der Arkaden, schönen Plätzen und Gassen schaue ich mir natürlich an. Muros hat 1970 auch eine Auszeichnung erhalten. Aufgrund der originellen Stadtstruktur und den architektonischen bzw. archäologischen Werten ist Muros ein „Kunsthistorisches Denkmal“. Und, Steinzeitfunde sollen hier auch vorkommen.

Wie wohl überall hier, spielt auch in Muros die Fischwirtschaft eine wichtige Rolle. Hier ist die Fischereigenossenschaft der Region beheimatet. Und auch wieder Muschelzucht mit den dazugehörigen Farmen. Natürlich kommen in der Nähe die Pilger auch auf ihre Kosten. Etwa 25 Kilometer nordwestlich am Kap Finisterre endet der Jakobsweg.

Auch überrascht mich der warme Empfang in perfekter deutscher Sprache. Was ist das denn? Ein Landsmann als Hafenmeister. Da bin ich bei der Einfahrt zur Marina schon neugierig. Kurze Einweisung zum Liegeplatz, perfekte Hilfe beim Anlegen und eine kleine Eingangskonversation. Ein kleiner netter Hafen bei spätsommerlichem Wetter über 20 Grad und einigen deutschen Yachten, die hier anscheinend überwintern. Und wen sehe ich da, die SY Fanta Four aus Hamburg. Einsam und verlassen liegt sie am Steg und wartet sicherlich auf den Eigner. Die beiden hatte ich in Belgien kennengelernt. Der Skipper war Einhand unterwegs, ist wohl auf Heimaturlaub.

Wer ruft denn „Moin“ vom gegenüberliegenden Steg? Wenn ich nicht so neugierig wäre. Eine in die Jahre gekommene Yacht mit dem Namen „OM“. Der Skipper lädt mich zum Drink ein, und wir plaudern etwas. Der Sozialpädagoge aus Stralsund macht eine zweijährige Auszeit und möchte ins Mittelmeer oder zu den Kanaren. Im Sommer 2020 muss er wieder am Arbeitsplatz sein. Wir Männer im mittleren Alter sind schon ein komisches Völkchen!

Den Hafenmeister muss ich mir nochmals vorknöpfen. Den quetsche ich aus, hängt hier schon drei Jahre rum und macht den Wochenend-Habourmaster. Kleiner Aussteiger aus Stuttgart, die Gerüchteküche brodelt, obwohl ich erst fünf Stunden hier bin. Das gibt später bestimmt eine gute Geschichte für den Blog „Begegnungen“ . Meine Reise wird immer interessanter.

Spätsommerliche & sonnige Grüße von Bord aus Muros

HJR