Skippers Intuition und Delphin-Besuch!

Was macht eine gute Führungskraft aus? Die Mitarbeiter so zu führen, dass sie selbst Entscheidungen im Interesse des Unternehmens treffen. So ist es auch auf dem Schiff. Seit einem Tag grübele ich darüber, von Roscoff direkt nach Camaret-sur-Mer zu segeln. Und nicht als Zwischenstation nach L´Aber Wrac´h. Noch haben wir Wind aus Nordost mit 4 – 5 Beaufort. In Böen bläst es mit 6 bis 7 Beaufort. Denn Skipper´s Weisheit besagt, die Windverhältnisse nutzen, insbesondere, wenn wir 70 Seemeilen vor der Brust haben. Wird zwar ein wenig ruppig, aber dafür super schnell. Meine Sicherheitsoffizierin scheint auch intensiv nachzudenken. Denn es ist so still an Bord.

Seit 9.00 Uhr sind wir mit Rückenwind, Schiebestrom und nahe neun Knoten über Grund unterwegs. So langsam muss eine Entscheidung getroffen werden. Nach Backbord abbiegen oder weiter nach Camaret-sur-Mer? Der Himmel heitert auf, die Sonne übernimmt immer mehr die Oberhand, nur die Welle ist etwas unangenehm. Die drei bis vier Meter hohe See lässt uns rollen; das Geschirr klappert, es knarrt hier und da, unsere Ocean Spirit lebt.

Junior pennt, Nicole hat ihre Worte wiedergefunden. „Wollen wir nicht weiter, das gute Wetter nutzen, sonst hängen wir hier fest. Ich denke, der Wind soll auf Südwest drehen und regnen soll es in den nächsten Tagen auch“. Ja, das möchte ich hören! Die nächsten drei Stunden noch mit Vollspeed, bis die Strömung in der Passage zwischen Quessant und dem Kap Pointe De St. Mathieu dreht und wir mindestens drei Knoten abgebremst werden. Denn dort folgt die Praxis, was es heißt Wind gegen Strom.

In der Passage kabbelt es wirklich und wir bekommen Besuch von einer Schule Delphine. Man, sind die groß. Über eine Stunde schwimmen sie in der Bugwelle, springen mindestens drei Meter aus dem Wasser und umrunden uns permanent. Was für ein Erlebnis!

Und noch ein Ereignis, welches wir verwundert anerkennen. Ab dem Kap Pointe De St. Mathieu segeln wir von jetzt auf nun in der „Badewanne“, spiegelglatte See, schwülwarm, blauer Himmel, konstante drei Beaufort aus Nordost und wir nehmen die letzten sieben Seemeilen bis Camaret-sur -Mer in Angriff. Die gesamte Familiencrew ist von der Landschaft und von dem was wir hier visuell aufnehmen mehr als begeistert. Und, es soll ja in der Südbretagne noch besser werden.

Um 19.15 Uhr liegen wir nach etwas über 70 Seemeilen entspannt in der Marina Camaret-sur-Mer und belohnen uns bei diesem sommerlichen Abend im Cockpit mit einem Bitter Lemon.

Das Beste habe ich aber noch vergessen. Der Skipper hatte beim Anlegen seine guten fünf Minuten. Eigenlob muss auch mal sein. In einer 16 Meter Lücke, mit unserer 14 Meter langen Ocean Spirit ganz geschmeidig einparken, kann auch nicht jeder. Jedenfalls sind einige Yachten vor uns wieder abgedreht. Wir hatten ohne Honorar Hafenkino und einige Skipper schauten mürrisch mit Fender bewaffnet und Angstschweiß auf der Stirn drein.

So, jetzt genießen wir Camaret-sur-Mer für ein, zwei Tage bevor wir wieder ablegen.

Sonnige Grüße von Bord aus Camaret-sur-Mer

HJR