Eine Begegnung der besonderen Art mit Pilger Frederic – Lebenskünstler, Pilger, Aussteiger, Zivilflüchtling!

An einem Novembertag auf Kreta. Nach zwei regnerischen und etwas kühleren Tagen (muss ja auch mal sein, bei weit über 300 Sonnentagen im Jahr) empfängt mich dieser Morgen um 7.00 Uhr in der Früh mit strahlend blauem Himmel und bereits 16 Grad. Eine leichte Brise von Südwest weht vom Meer aus hinauf zu unserem Domizil in Kamilari. Voraussetzungen für einen wundervollen Spätherbsttag hier auf Kreta. Ich möchte heute eine kleine Foto-Tour mit dem Auto unternehmen. Herbst- und Winter-Impressionen sowie ein wenig Abhängen, die Sonne und das tiefenentspannte und gelassene Kreta hier im Süden der Insel erleben. Ich fahre über Pitsidia nach Matala, dann zurück zum Kommos-Beach. Dieses herrliche morgendliche Licht, ideal für schöne Fotos. Auch hier nahezu alles ausgestorben. Aber, in dieser Jahreszeit sind die Individualisten unterwegs. Am Strand von Kommos ein Schweizer Wohnmobil. Wo sich im Sommer die FKK-Freunde vereinzelnd tummeln, spazieren in dieser Jahreszeit die Ferienhausbesitzer sowie auch Residenten mit ihren Hunden am Strand entlang. Grüezi lieber Eidgenosse! Für eine nette Kommunikationsrunde ist immer Zeit. Das Schweizer Ehepaar ist von Kreta begeistert. Wollen gar nicht wieder weg. Sie genießen diese Einmaligkeit.

Ausgrabungsstätte Komos Beach

Ausgrabungsstätte Komos Beach

Komos Beach

Komos Beach

Nette Bedienung – Ladylike

Nur das Vorspiel. Eine normale Begegnung unter Menschen. Das Highlight kommt jetzt!

In Pitsidia gibt es ein mittelgroßes Bistro mit gutem Wlan und kleinen Snacks. Es ist immer nett hier zu sitzen. Heute besonders. Es wird weihnachtlich geschmückt. Bereits beim Verlassen des Autos fällt mir eine Person mittleren Alters mit einem riesengroßen Hund auf. Soll ja vorkommen. Zehn Minuten später tauche ich von der Konversation her in eine andere Welt ein. Ich lerne Frederic kennen. Sein sieben Jahre alter Hund hat die besten Tage hinter sich und schleppt sich so voran. Ich lerne den Pilger, Zeitreisenden, Lebenskünstler, Aussteiger, Zivilflüchtling, SAP gescholtender, auf die persönliche Eingebung wartenden Frederic aus Deutschland kennen. Er sitzt am Nebentisch, erlaubt sich seit langer Zeit etwas Luxus, indem er für fünf Euro ein Frühstück bestellt. Etwas Wasser für den Hund inbegriffen.

Wir kommen ins Gespräch und die Story beginnt! In meinem nächsten Leben werde ich Psychologe. Oder Menschenanalytiker. Das wird ein geiler Tag. Denn begonnen hat alles vor sieben Jahren auf dem Jakobsweg. Mit 40 Lebensjahren – Lebenskrise – Beginn der männlichen Wechseljahre, aus die Maus. Mr. F. kommt ins Reden, ein, zwei, drei gezielte Fragen, eine kleine Diskussion über dieses und jenes, vertrauensvolle zwischenmenschliche Kommunikation unter zwei sich nicht kennenden Männern und die Vorlage für diesen Blog ist in der Tüte.

Frederic lebt mit seinem Hund in seinem Citroen Belingo (oh man(n). Seit sieben Jahren, alleinstehend hat er alles hinter sich gelassen. Ist seit 7 Jahren Rentner, bekommt 800 Euro im Monat und genießt seine Freiheit, Unabhängigkeit, sein Leben und so fort. So artikuliert er sich. Das ist seine Lebensphilosophie!? Netter Typ. Wartet auf seine Eingebung. Gott wird es richten! Oder das Heidelberger-Kennzeichen. Krankenversicherung? Wozu? Zähne werden im Krankenhaus in Mires hier auf Kreta kostenfrei gezogen.

Der deutsche Turbo-Kapitalismus, die SAP-Maloche als QM-Beauftragter und die Arbeit mit sechs Kollgen in einem „Starenkasten“ haben ihn körperlich wie seelisch dahingerafft. Die Wurzeln seines Aussteigerdaseins liegen aus meiner analytischen Sicht aber in der Kindheit sowie sicherlich auch in der Familie. So ein Elternhaus kann vieles kaputt machen.

Ich wünsche ihm für seinen weiteren Weg quer durch Europa gutes Gelingen. Hoffentlich funkt die von ihm gewünschte höhere Instanz das Signal, welches er sich wünscht.

Sonnige vorweihnachtliche Grüße aus dem mobilen Büro auf Kreta

HJR