Manchmal fällt das Aufraffen schwer. Von einer Welt in die andere. Gestern noch im Klienteneinsatz und heute Freizeit. Na ja, nicht ganz. Und diese Fahrerei. Hat ja bald ein Ende. Aber, unser „Dampfer“ geht heute wieder ins Wasser. Um 17.00 Uhr ist der avisierte Krantermin. Die letzten Vorbereitungen und die Arbeit beginnt.

Wie immer, professionell, ohne Komplikationen, ruckzuck an den Kran und ab ins kühle Nass. Gut, das es von Oben trocken ist. Auf Fehmarn scheint wieder die Sonne. Ventile alle dicht, Motor läuft, Batterien voll, Mast gestellt. Nun beginnt die Arbeit für den Skipper. Für alle Nichtsegler, die Genua (Vorsegel) muss angeschlagen werden, alle Leinen müssen wieder eingefädelt werden, Sicherheitssplinte nicht vergessen. Das Großsegel liegt aufgerollt im Mast. Und, abspritzen, etwas Polieren, Teakdeck schrubben, Fender kontrollieren und so fort. Langeweile kommt nicht auf. Und das allein, Skippers Family kommt erst am Sonntag. Die restlichen Einkäufe erledige ich auch noch. Himmelfahrt geht es los in Richtung Cuxhaven.

Samstag, 17.00 Uhr, nun steppt der Bär in Burgstaaken. Von jetzt auf nun übervoll. Päckchenliegen, zehn Schiffe in Bezug auf einen Firmentörn. Nennt man wohl Teamtraining. Alles Nichtsegler mit einem jeweiligen Skipper. Die Ruhe in Burgstaaken hat ein Ende. Hoffentlich bleiben die in der Nacht entspannt. Das Bier fließt, Gin, Rum, Whisky und sonstige alkoholische Getränke. Fehlt nur noch, dass sie ein Fass anstechen. Zeit zum Plaudern nehme ich mir nicht. Ich möchte fertig werden. Habe auch kein Bedürfnis – nicht mein Fall.

Samstag, 19.00 Uhr! Was geht jetzt ab? Ruhe, Stille, Schwarmverhalten. Das Völkchen verlässt die Schiffe – herrlich! Oder nur die Ruhe vor dem Sturm? Das Abendessen ist angesagt, alle schwärmen in die Restaurants. So komme ich zum Schreiben dieser Zeilen. Die Bordheizung läuft, wohltemperierte 22 Grad im Salon! Übrigens: Extra für den Törn gen Süden schreibe ich auf einem neuen HP-Laptop. So kann ich von unterwegs schnell und flexibel Berichte erstellen und auf die Homepage stellen. Der Ocean Spirit-Fanclub wächst unaufhörlich. Aus aller Welt „verirren“ sich die LeserInnen. Sogar aus Usbekistan, China und Russland. An dieser Stelle herzliche Grüße in die USA. Ein mir (noch) nicht bekannter Leser „schnuppert“ häufig auf der Ocean Spirit-Seite. Kann sich ja mal melden.

Sonntag, Nicole und Sohnemann kommen. Eine Abschiedsrunde mit Ocean Spirit Speziell-Milchkaffe und selbtsgebackenem Kuchen ist geplant. Wir möchten uns vom Hafenmeister (Peter Ollhoff), von unserem Kranmeister (Ernst Hoff), von Herrn Kölln (Baltic Kölln) und von weiteren uns liebgewordenen Personen verabschieden. Vielleicht auf ein Wiedersehen, irgendwo auf dieser Welt. Mein Gefühl sagt mir, dass wir so schnell nicht wieder nach Fehmarn kommen. Wenn überhaupt. So wird es sicherlich ein Abschied für immer. Wie war das noch mit „Gedanken sind Taten“? Sämtliche Hafenführer und alte Seekarten vom gesamten Ostseegebiet habe ich eingepackt. Werden ja nicht mehr benötigt. Schafft Platz für Neues. Da bin ich neugierig, ob sich bei Ebay Interessenten finden. Füllt die Bordkasse!

Vorher muss der Skipper aber noch auf die Knie. Staub saugen und wischen, Fußboden säubern, etwas aufräumen und noch so einiges, was zu erledigen ist. Sonst gibt es Stress mit meiner Sicherheitsoffizierin. Eine kleine Probefahrt steht heute auch noch an.

So genießen wir noch die fast sonnigen, manchmal herbstlich-stürmischen, freien Tage über den 1. Mai.
Wir sind so sicher, dass es die richtige Entscheidung ist, in den Süden, der Sonne und Wärme entgegen, aufzubrechen. Alles ist angerichtet, unter Kontrolle. Langsam ist es Zeit Abschied zu nehmen. Fertig zur Abfahrt.

 

Grüße von Bord

HJR

Impressionen vom Kranplatz in Burgstaaken siehe Webcam.